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Mein Engel Greisi

"Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben."

Im Spital ist mir ein Kind besonders ans Herz gewachsen. Greisi kam vor etwa 6 Wochen ins Spital mit der Diagnose Leukämie und sie ist nun bei uns in einem Einzelzimmer, da sie durch die Chemotherapie anfälliger auf Krankheiten ist. Ich verbringe oft die Nachmittage mit ihr. Greisi, 11 Jahre alt, ist unser Engel im Spital. Sie hat immer ein Lachen auf ihrem Gesicht und ist trotz ihrer Krebs-Diagnose voller Lebensfreude. Am liebsten mag sie Tanzen. So kommt es öfters vor, das wir zusammen ein Shakira-Song abspielen, sogut es mein Handy kann, und dann wird getanzt! Letzte Woche hatten wir zusammen eine Tanzstunde und tanzten Bachata und Salsa. Greisi hat den Rythmus natürlich im Blut und so hatten wir gemeinsam für einen Moment ganz vergessen, dass sie noch eine Infusion an der Hand hat.

Wir arbeiten zusammen auch an einem Erinnerungs-Fotobuch. Dazu haben wir mit allen Ärzten, Krankenschwestern und Psychologen Fotos gemacht, ausgedruckt und dekorieren nun die einzelnen Fotos. Auf den Fotos sind wir am Arbeiten .... :-)

Greisi ist mit ihrer Mutter von Orlancho nach Tegucigalpa gekommen. Orlancho liegt etwa 6 Stunden mit dem Bus entfernt und zuhause haben die Beiden den Papa und die drei Brüder zurückgelassen. Der Kleinste ist zwei Jahre alt. Greisi und ihre Mutter leben, wie über sechzig Prozent der honduranischen Bevölkerung, in armen Verhältnissen. Es berührt mich immer sehr, wenn die Beiden von ihrer Familie erzählen. Sie haben ihre Familie seit Wochen weder gesehen noch gehört. Die Mutter sagte mir aber, sie sei sehr dankbar, dass sie hier gutes Essen hat und bei Ihrer Tochter sein kann.

Aus dieser Notsituation heraus haben wir mit den Ärzten zusammen ein Smartphone, dass im Moment niemand benutzt, für Greisi eingerichtet und eine Stunde "Internet-Zugang" geladen. So wurde es für Greisi möglich, mit ihrer Tante zu telefonieren! Als die Tante dann Bilder von Greisis Brüdern schickte und sie zusammen plauderten, war dies einer der schönsten Momente für mich hier im Spital. Greisi und ihre Mutter waren so froh und emotional gerührt, dass sie in Tränen ausbrachen. Dieser Moment bleibt unvergesslich für mich, die Beiden so glücklich zu sehen.

Mir wurde wider einmal bewusst, wie schön ich es in der Schweiz habe und ich jederzeit mit meiner Familie und Freunden in Kontakt treten kann, sooft wie ich es will. Vor allem wurde mir aber auch wider einmal klar, wie wenig es braucht, um Menschen - vor allem hier - glücklich zu machen!


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