Was ich so mache
Die Wochen vergehen nur so im Flug hier in Honduras. Ich arbeite von Montag bis Freitag von 7.00 bis 16.15 Uhr im Spital. Wenn ich am Morgen aufstehe esse ich ein honduranisches Frühstück mit Ei, Bohnen und Tortillas und nehme den alltäglichen Morgenstau in Angriff. Am Morgen bringt mich mein Gastvater mit dem Auto zum Spital, da wir in unserem Quartier keine Busstation haben. Meistens stehen wir so 45 Minuten im Stau.
Im Spital angekommen geht es erst einmal gemütlich voran. Es wird gequatscht, einige essen Frühstück und bis um halb neun treffen dann schlussendlich alle einmal ein. Unser Team besteht aus einer Handarbeitslehrerin, Musiklehrerin, einer Psychologin sowie Volunteers und Praktikanten. Einige Tage sind wir zwei Volunteers, und anderer Tage sind wir bis zu sieben Volunteers. Ich bin jedoch die einzige "Ausländerin" und daher verständigen wir uns alle auf Spanisch.
Für mich ist das sehr praktisch, denn ich muss so die ganze Woche Spanisch sprechen. Natürlich nicht "stubenrein" mit all den Grammatikregeln und Zeiten, aber ich kann mich irgendwie verständigen. :-)
Schliesslich widmen wir uns den Kinder, die von zuhause und nur wegen der Chemotherapie ins Spital kommen. Zweimal in der Woche kommen die Arztstudenten vorbei und organisieren immer etwas Spezielles für die Kinder. Letztes Mal kamen alle in Superheros-Kostümen. Wir verteilten allen Kinder eine selbstgemachte Superhero-Maske und die Kinder konnten mit den Studenten Spielen und Tanzen. Solche Überraschungen sind immer sehr schön, denn die Kinder kommen zum Teil 2-3 in der Woche für einen ganzen Tag ins Spital; dies ist mit viel Warten verbunden.
Ich habe die Kinder schon richtig ins Herz geschlossen. Einige freuen sich immer riesig, wenn wir kommen. Letzte Woche hat mich ein Kind schon beim Eingang des Spitals gesehen und begleitete mich bis in unser Stationszimmer. Solche Momente sind immer sehr schön und ich kann sehen, dass unsere Arbeit von den Kindern sehr geschätzt wird. Die Kinder brauchen nicht viel, nur Menschen die sich ihnen widmen und mit ihnen den Alltag etwas abwechslungsreicher und schöner gestalten.
Die Karte auf dem dritten Bild hat mir ein Mädchen aus el Salvador geschenkt. Sie möchte Kunst studieren, kann aber im Moment nicht, da ihr Bruder an Krebs erkrankt ist und sie nun mit ihrer Mutter und ihrem Bruder nach Tegucigalpa kommen musste.
Die Fundation organisiert auch immer wieder verschiedene Anlässe für die Kinder wie Kino- und Konzertbesuche oder Spieltage in einem Spielzentrum. An solchen Tagen bekommen alle Kinder ein rotes "Silva mi vida" Jäggchen und auf geht's mit dem Bus. Meistens sind wir ca. 15 Kinder, die Lehrerinnen und ich. Neu gibt es auch ein Tanzkurs für die Eltern, zweimal in der Woche. Ich durfte auch schon mitgehen und das hat richtig Spass gemacht. Es war schön, die Eltern der Kinder mal Lachen zu sehen. Denn das ganze Leben dieser Eltern dreht nur um ihr krebskrankes Kind. Es ist wichtig, dass sie auch einmal auf andere Gedanken kommen.
Allgemein ist meine Arbeit im Spital für mich sehr schön. Zum Teil sind die Geschichten der Kindern und ihren Eltern aber sehr traurig und auch die Umstände wie die Familien leben müssen, geben mir oft zu denken. Beispielsweise kam letzte Woche ein Papa mit seinem krebskranken Kind von einem Dorf in den Bergen zu Fuss nach Tegucigalpa. Sie waren mehr als zwei Tage unterwegs. Eine Busfahrt, welche umgerechnet ca. CHF -.50 kostet, ist für diese Menschen hier zuviel. Deshalb nehmen sie oft diese Strecken ins Spital zu Fuss in Angriff.
Im Spital ist die Hygiene ein wichtiges Thema, da die Kinder wärend einer Chemotherapie anfälliger auf Krankheiten sind. Dies ist teilweise sehr schwierig den Eltern der Kinder zu erklären. Sie haben oft andere Hygienerituale und benutzen beispielsweise keine Toilettenartikeln und gehen nur selten Duschen. Deshalb bietet die Organisation immer wieder verschiedene Kurse für die Eltern an, das die Hygiene im Alltag sehr wichtig ist und wie diese gehandhabt werden soll oder welche Ernährung für die Kinder am besten geeignet ist.
In unserem Projekt betreuen wir alle Schichten der Menschen von Honduras. Ich kann deshalb die menschlichen Unterschiede und die daraus resultierende Teilung dieses Landes miterleben. Wir haben Kinder, die können mit acht Jahren nicht lesen und nicht schreiben und dann haben wir Kinder, die mit sieben Jahren Englisch sprechen, weil sie in eine bilinguale Privatschule gehen können. Diese Kinder spielen dann im Spital zusammen und das tut mir dann manchmal richtig leid, wenn das Eine gegenüber dem Anderen nicht einmal seinen Namen schreiben kann.
Der grosse unterschiedliche Wohlstand zwischen Arm und Reich ist in Honduras das grösste Problem. Hat ein Mensch hier Geld, kann er sich und seiner Familie vieles leisten. Die Kinder studieren und verdienen schliesslich als Arzt, Psychologe, Anwalt, usw. ihr Geld. Hat ein Mensch kein Geld, gibt es nur die öffentlichen Schulen, welche nicht genügen und die Menschen müssen sich irgendwie durchs Leben schlängeln. Es entstehen Probleme wie Gewalt, Drogengeschichten und Raub. Auch Teenager-Schwangerschaften sind hier ein grosses Problem, da die Aufklärung und die Verhütung oft fehlt.
Was ich aber super finde ist, dass sehr viele Menschen, die die Möglichkeit haben zu Studieren, Volunteer-Arbeit leisten. Allgemein sind die Menschen hier sehr liebenswert und helfen wo sie nur können. Denn auch die Reichen hier sind im Verhältnis zu uns Schweizer eher durchschnittlich und auch sie leben mit dem Minimum. Beispielsweise ist hier die Norm, dass die Menschen sechs Tage die Woche arbeiten und zum Teil von 8.00 bis 20.00 Uhr. Ferien können sich nur die Allerreichsten leisten und meistens nur in Honduras selber.
An zwei Sonntagen hatte die "Fundation hondurena para el nino con cancer"ein Marathon organisiert, bei dem das Startgeld der Fundation zugeschrieben wurde. Ich ging da mit anderen Volunteers mit und half beim Wasserverteiler. Solche Anlässe sind immer super und ich lerne immer neue, nette Menschen kennen. Auch für die Fundation sind die Spenden sehr wichtig. Auf dem dritten Bild wurden Spenden von verschiedenen Privatschulen und Institutionen im Land vorbeigebracht. Fast wöchentlich kommen verschiedene Gruppen bei uns vorbei und überbringen Spenden.